Die Medien diskutieren das Thema „Testen von Corona“ heiß. Wir bemerken, dass verschiedene Testverfahren miteinander verglichen werden und viele Menschen eigentlich gar nicht genau wissen, um welche unterschiedliche Verfahren und Ziele es dabei überhaupt geht. Deshalb haben wir bei unserem Mediziner, Dr. med. Roland Fuschelberger, nachgefragt:

1. Ist das Testen bei COVID-19 wirklich so wichtig, wie die Medien sagen? Wenn ja, warum?
JA. Nur durch das Testen können wir auch asymptomatische Patienten finden und das sind die kritischen Überträger. Letztendlich könnten wir auch sagen, dass wir Menschen mit typischen Symptomen, wie Husten oder Fieber, zur Zeit gar nicht mehr testen müssten, da ja im Moment die Grippewelle bereits vorbei ist und diese Person dann sehr wahrscheinlich von COVID-19 betroffen ist. Diese Personen müssen sich dann, bei Krankheit, sowieso isolieren, um sicher zu gehen.
Eigentlich sollten wir im Moment sehr viele Menschen testen, die wenig bis gar keine Symptome haben. Dazu werden Stichproben durchgeführt und bei einem positiven Ergebnis müsste diese Person in Isolation. Anschließend müssen dann natürlich auch alle Kontakte getestet werden und bei Infektion in Quarantäne. Diese asymptomatischen Träger von SARS-CoV-2 nennen wir Silent Spreader. Silent Spreader infizieren nämlich unwissend unglaublich viele Menschen auf einmal und das ist ein riesen Problem.
Das Social Distancing hat also aufjedenfall seine Berechtigung um genau das zu vermeiden – nämlich das Silent Spreader viele Menschen unwissentlich anstecken.
2. Was gibt es für Tests bei COVID-19 und was sind die Unterschiede?
Grundsätzlich gibt es die Unterscheidung von zwei Tests:
- Akut-Tests, die einen direkten Virusnachweis liefern (meistens PCR-Tests)
- Antikörper-Tests, die eine Immunität bzw. einen Kontakt mit dem Virus in der Vergangenheit nachweisen – Achtung hier bei der Unterscheidung von Antikörpertests auf IgM und IgG Antikörper!!
Akut-Tests
Akut-Tests sind meistens sogenannte PCR-Tests. Sie liefern einen direkten Virusnachweis. Das Virus SARS-CoV-2 befindet sich am Anfang einer Infektion im Rachen und geht dann über in den Lungenraum. Die allermeisten Abstriche für den PCR-Test werden aus dem Rachen entnommen. Das heißt, am Beginn der Erkrankung, wenn die Viruslast noch sehr groß ist, kann der PCR-Test genaue Ergebnisse liefern. Umso mehr Tage die Person aber bereits infiziert ist, umso unsicherer sind die Tests, da das Virus eventuell bereits in der Lunge ist und mit einem Abstrich aus dem Rachen natürlich nicht mehr festgestellt werden kann. Deshalb sind diese Tests nicht immer die sichersten.
Antikörpertests
Antikörpertests, die ja jetzt bereits schon vielfach diskutiert und gefordert werden, sind in der Akut-Phase suboptimal, für den späteren Verlauf aber sehr wichtig. Sie können eine Immunantwort anzeigen bzw. feststellen, ob Personen bereits Kontakt mit dem Virus hatten und deshalb immun sind. Hier kommt es aber darauf an, welche Antikörper getestet werden:
Im ersten Stadium der Infektion, die ersten 5-6 Tage, werden vorwiegend IgM und IgA Antikörper gebildet. Für diese beiden Antikörper sind die Antikörpertests im Moment noch zu ungenau – das heißt, dass für eine Akut-Testung im Moment keine IgM-Antikörpertests sinnvoll sind.
Was aber interessant wäre, sind sogenannte IgG-Antikörpertests. IgG Antikörper steigen nach circa 10 Tagen an und bilden im Körper ein Immungedächtnis. IgG Antikörper zeigen also eine Immunantwort des Körpers auf und sind deshalb interessant um zu schauen, ob die Person bereits Kontakt mit dem Virus hatte und bereits eine Immunantwort gebildet hat.
Für den Antikörpertest gibt es die Möglichkeit von Schnelltests (im Moment gibt es nur Zulassungen für den Professional Use), aber auch Antikörpertests mittels ELISA-Testverfahren, die dann im Labor ausgewertet werden.
Im Optimalfall werden mehrere Tests miteinander kombiniert – nämlich PCR und IgG-Antikörper-Tests. Dann können alle Phasen der Erkrankung abgebildet werden und man kommt zu einem sicheren Ergebnis.
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3. Warum sind Antikörpertests so interessant?
IgG Antikörpertests (nicht zu verwechseln mit IgM-Antikörpertests) können aufzeigen, ob eine Person bereits mit dem Virus in Kontakt war, also eine vergangene Infektion hatte und deshalb bereits eine Immunität aufweist.
Das hängt aber natürlich davon ab, wie gut der Antikörpertest ist – es geht um die Spezifität und Sensitivität des Tests. Außerdem ist abzuklären, dass der Test nur auf SARS-CoV-2 reagiert und nicht noch zusätzlich auf andere Grippeviren. Diese Tests werden gerade gemacht und validiert. Wenn diese Tests aber valide sind, dann ist das eine sehr gute Herangehensweise.
Es gibt hier auch Überlegungen für Heimtests, die für eine breite Heimanwendung gedacht sind, damit möglichst viele Menschen getestet werden können. Das bräuchte weniger Zeit und ist gut für eine größere Menschenmasse durchführbar.
Es gibt auch Antikörpertests, die beim Arzt durchgeführt werden und mittels sogenanntem ELISA-Testverfahren ausgewertet werden. Diese Tests sind sehr sicher. Aber hier ist die große Frage der Machbarkeit, im momentanen Zustand. Es können damit zur Zeit nicht genug Menschen auf einmal getestet werden. Dafür würden sich Schnelltests viel besser anbieten. Es wird in Zukunft dafür auch die Möglichkeit geschaffen, dass sich Menschen zuhause Blut abnehmen können, mittels Selbstabnahme-Kit und Stabilisatorflüssigkeit, welches dann vom Labor ausgewertet wird. Dafür gibt es bereits Ansätze und Untersuchungen.
Fakts ist aber, je mehr wir testen, desto eher wissen wir, wieviele Menschen infiziert waren und wie hoch eine Immunität in der Bevölkerung oder in einer Firma ist. Das lässt Aussagen zu, wie streng Maßnahmen gesetzt bzw. weiter gehalten werden müssen.
Wir brauchen eine gewisse Immunität in der Bevölkerung, damit eine zweite Welle nicht mehr so wahrscheinlich ist. In 1-2 Jahren sollte die Immunität aufgebaut werden – sofern das Virus nicht mutiert.
Wir danken für das Interview!
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